Tagebuch eines Buchhändlers – Shaun Bythell
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: btb Verlag (12. August 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3442718658
Preis: EUR 11,00, als eBook 9,99
Come in: Bücherei
Inhalt
2001 erwarb Shaun Bythell in Wington, Schottland, eine Buchhandlung. The Bookshop gilt als die größte Secondhand-Buchhandlung des Landes und bietet zu eigentlich allen Bereichen die passende Lektüre. Hier reichen die Regale bis zur Decke und biegen sich praktisch unter den Lasten auf ihnen. Doch Shauns Alltag ist auch von den verschiedensten Kunden, seltsamen Angestellten und der ständigen Jagd nach faszinierenden Werken für seinen Laden geprägt. In diesem Tagebuch nimmt er den Leser mit in ein Jahr seines Lebens.
Meine Meinung
Jeder von uns hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie es in einem Beruf läuft, so sicherlich auch über den Buchhändler. Sie sind die Menschen, die scheinbar über alle Bücher Bescheid wissen, die immer einen Blick auf den Markt haben und ihre Kunden nur all zu genau kennen. Haben sie mal nichts zu tun, stecken sie ihre Nase ins nächste Buch und versinken in ihrer eigenen Welt. Diese Klischees dürfte eigentlich jeder kennen.
Shaun Bythell bezeichnet sich ebenfalls als Klischee. Jedoch als das, des ungeduldigen, intoleranten, genervten und ungeselligen Buchhändlers, behauptet aber nicht immer so gewesen zu sein. Sein Alltag, der Umgang mit den Kunden und Mitarbeitern hätten ihn zu dem gemacht, was er heute ist. Dass er überhaupt Buchhändler geworden ist, ist aber ein Zufall. Eigentlich war er damals einfach orientierungslos und der Kauf der Buchhandlung eher ein unbedachter Moment, der aber sein Leben verändern sollte.
So kämpft er nun gegen Kunden, die seine Preise nicht akzeptieren wollen. Gegen Mitarbeiter, die seine Anweisungen nicht befolgen wollen. Gegen Amazon, den ewigen Konkurrenten, und gegen AbeBooks, das irgendwie nicht nach seinen Regeln spielen will. Obwohl sich sein Alltag damit ziemlich chaotisch und manchmal recht nervig gestaltet, hat er noch nie wirklich ans Aufhören gedacht. Dieser grimmiger Mann, der niemandem dazu raten will einen eigenen Buchladen zu eröffnen, liebt nämlich seinen Job, auch wenn man es ihm vielleicht nicht immer anmerken kann.
Seine Leidenschaft für das gedruckte Wort kommt am besten zur Geltung, wenn er auf die Jagd nach neuen Werken für seinen Laden geht. Der Weg scheint ihm nie zu weit zu sein und der Aufwand nie zu groß. Nach all den Jahren weiß er, was ihm Gewinn bringen kann, bleibt aber doch den Verkäufern gegenüber fair. Allerdings musste ich mich beim Lesen immer wieder fragen, wie es ihm gelingt im Geschäft zu bleiben. Mal ehrlich oft wirkte es so, als würde er mehr Geld ausgeben als einnehmen.
Ich muss gestehen, ich bin absolut fasziniert davon, dass die seltsam kautzige Art von Shaun so gut durch die Einträge übertragen wird. Er ist der Mann, der auf einen Kindle geschossen hat und das Ergebnis in seinem Laden wie eine Trophäe aufgehangen hat. Auf seinem Autorenfoto hält er eine Tasse mit der Aufschrift “Death to the Kindle”. Es macht ihn überaus sympathisch, wie er mit Nicky, die nicht minder abgedreht ist, umgeht oder wie er seine Konflikte mit Amazon und AbeBooks austrägt.
Natürlich erzählt das Tagebuch nicht alles, schließlich ist es um seinen Job aufgebaut, doch auch unter diesen Gesichtspunkten gibt es Einblicke in sein Leben. Shaun stellt sich immer wieder als recht grimmig da. Seine Art scheint niemanden abzuschrecken, viel mehr trägt sie dazu bei, dass die Menschen stärker mit ihm verbunden sind. Dank seines Jobs hat er viele Freunde gefunden, die ihn zu den verschiedensten Aktivitäten verleiten und seinen Shop immer wieder mit Leben füllen.
Fazit
Die Geschichte von Shaun Bythell hat viele interessante Aspekte, allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass sie in Schottland spielt. Der englische Buchmarkt funktioniert etwas anders als unser deutscher, daher dürften die Erfahrungen bei uns zwar ähnlich aber doch anders sein. Jemand, der aber einfach mal einen Blick hinter die Kulissen werfen will, dürfte mit diesem Buch Spaß haben.